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it´s still a man´s world

 

 

Der erste Schritt ist, zu erkennen, dass das Private das Politische ist, dass wir die Grenze unserer Persönlichkeit immer viel zu eng ziehen. Jedes unserer sogenannten privaten Probleme ist ein Moment der Zeit, in der wir leben.     (Karin Struck)

Das Projekt beschäftigt mich seit etwa acht Jahren. Ausgangspunkt war der Impuls, die in ihrer Deutlichkeit doch verwirrenden Pressefotos abzuzeichnen- Politiker, Stadtlandschaften, Kriegsschauplätze usw., wobei ich versuche, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die für den öffentlichen Blick bestimmte Geste. Immer offensichtlicher ist während dieser Prozesse geworden, dass die Krawatten- und Uniformträger auf fast allen Fotos erscheinen. Frauen sieht man nur in Form von Sexualobjekten, meist in Opferhaltung oder auf der Flucht. Diese Arbeit ist entstanden durch eine Faszination für die Pressefotografie, dieser angeblichen Illustration des öffentlichen Geschehens und wurde immer mehr zu einer kritischen Interpretation der unterschiedlichen Darstellung von Männern und Frauen in der Welt.

Ich integriere diese Zeichnungen in meine persönlichen Tagebücher, jeden Monat fülle ich ein Moleskineheft (es existieren etwa 100 Notizbücher), verflechte dort die Chronik meines Lebens mit der Chronik dessen was in der Welt angeblich passiert. Ich schreibe in Spiegelschrift, als Durchschlagpapier benutze ich mit Ölkreide beschichtete Pappe. So druckt sich das Geschrieben auf der Rückseite lesbar ab, die Zeichnung erscheint im Druck spiegelverkehrt. Denn es spiegelt sich sehr: das Öffentliche im Echo der Einzelnen, der Einzelne kann sich dem Sog des Öffentlichen immer schwerer entziehen.Die beiden Konzepte verschwimmen ineinander. Was öffentlich geschieht beeinflusst unser ”privates” Leben. Es bestimmt auch die Beziehungen zwischen den Menschen, den Geschlechtern und Generationen.                                                                     Ohne Bewusstwerdung dieser Prozesse können wir uns diesem Sog nicht entziehen, nicht dagegen kämpfen, dass das öffentliche Bild der Realität, andere, eigene Formen die Wirklichkeit zu betrachten manipuliert.