Dorle Schimmer
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim, März bis Juli 2018
Isn´t privacy about keeping taboos in their place? (Kate Millett)
Angefangen hat alles mit dem Abzeichnen von Pressefotos: Politiker, Stadtlandschaften, Kriegsschauplätze, die für den öffentlichen Blick bestimmte Geste. Diese Zeichnungen sind in Tagebücher integriert, deren persönliche Chronik in Spiegelschrift verfasst ist.
Immer offensichtlicher wurde während dieser 2008 begonnenen Prozesse, dass Krawatten- und Uniformträger auf fast allen Fotos erscheinen und die Zeichnungen haben sich zu einer kritischen Interpretation der unterschiedlichen Darstellung von Männern und Frauen in den Medien entwickelt. Die beiden Begriffe das Öffentliche und das Private scheinen sich gegenseitig auszuschließen Wozu dient die Maske, wenn nicht der Vermummung, dem Verbergen des Intimen? Wozu dienen die Krawatten, wenn nicht dem Zweck, Überlegenheit zu markieren, sich von der eigenen Nacktheit zu distanzieren; man versteckt sich hinterm Tüchtigsein, das Bewundertwerdenwollen steht im Vordergrund. Die Trennung des Öffentlichen und des Privaten wurzelt auch in dem Bestreben, dass die Geschlechter voneinander getrennt agieren, es hat das Verbannen der Frauen an Heim und Herd erleichtert: Frauen gehören ins private Leben. Wo es um Kriege und Siege geht, sind Gefühle, die Erkenntnis unserer Verwundbarkeit fehl am Platz. Das Öffentliche unter Ausschluss des Privaten bedeutet eine Illusion, man verbindet mit diesem Konzept irrtümlicherweise Begriffe wie Würde und Respekt. Ohne Bewusstwerdung dieser Prozesse können wir uns dem Sog der Medien nicht entziehen, nicht dagegen kämpfen, dass das öffentliche Bild der Realität, andere, eigene Formen die Wirklichkeit zu betrachten, manipuliert.